Küche um 1800
Diese „Küche“ ist ein Ausstellungsraum und keine Nachbildung vergangener Lebensform.
Der gemauerte Herd mit der mächtigen Kaminschürze, die blumenbemalten Möbel und Türen bilden den komponierten Rahmen für die Ausstellung schöner Behältnisse und altertümlichen Küchengeräts. Die romantische Sichtweise von Wohnen und Wirtschaften, die mit dieser Kulisse verbunden ist, lässt den Raum heute in doppelter Hinsicht museal erscheinen.
Das stimmungsvolle Arrangement geht zurück auf den Münchner Architekten Franz Zell. Er richtete um 1900 eine Reihe von Museen ein. In einer beispielhaften Sammelaktion im Sommer 1902 wechselte reichhaltiger ausgedienter Hausrat Rosenheimer Bürgerfamilien in das junge Museum.
Mit der historischen Wirklichkeit hat die Inszenierung einer „guten alten Zeit“ wenig gemeinsam: Das Kochen am offenen Feuer im beißenden Rauch war sicher kein Vergnügen. Bemalte Möbel, geschnitzte Model, Textilien oder Schmuckgefäße wären schnell und auf Dauer unansehnlich geworden. In der „Rauchkuchl“ wurden Schätze dieser Art wohl nicht gehortet. Auch aus dem Vogelkäfig wäre das Zwitschern bald verstummt.
Mäusefalle und Fliegenglas erinnern an hartnäckige Plagegeister und der Reinlichkeit standen nicht nur Ruß und Asche entgegen. Küchenarbeit ohne fließendes Wasser und elektrischen Strom im Haus war unendlich mühsam und zeitraubend, Vorratshaltung und Lebensmittelkonservierung ohne Kühlschrank und Gefriertruhe aufwändig und umständlich.
Um 1900 kam für die Küche die Wende: geschlossenes Feuer im „Sparherd“, Petroleumlampe statt Kienspan und Kerze, pflegeleichtes Küchengeschirr aus Weissblech oder emailliertem Eisen statt Kupfer, Messing und Zinn.